Die Leiden des jungen Milham - Teil 01
Ich wache auf und habe ein fernes Gefühl des schweren Kopfes.
Warum immer der schwere Kopf der doch gestern noch so leicht war. Sehr leicht, sehr gesprächig und aufnahmebereit für alles. Und jetzt das Klingeln das ich kenne und hasse, obwohl es mein Leben sicherte. Niemand kennt meine Nummer, nur Organisationen die Gefahr am Horizont sahen. Meistens waren es Verschwörungsidioten mit Geld, aber manchmal war es auch jemand, der interessante Zusammenhänge schildern konnte und dann war ich natürlich interessiert. Mehr oder weniger, das war wie so oft eine Pegelsache und als Freelancer kannst Du icht sehr wählerisch sein.
Ja, ich komm ja gleich (es klingelt immer noch), aber erst mal Duschen, das Telefon mit Kissen bedecken und jetzt Kaffee. Sorry, lieber Anrufer, aber um Elf Uhr bin ich halt noch nicht so schnell.
Habt Ihr schon mal zu viel Kaffee beim Kaffee verwendet? Schrecklich. Man wird beim Wachwerden mit gustatorischem Lärm überwältigt und will plötzlich einen Downer. Will ich nicht weil ich ja nicht umsonst einen Schädel habe, verursacht durch gestrige Upper.
Es klingelt immer noch.
“Milham hier”
"Ja endlich gehen sie ran, ich führe ein Ferngespräch"
???
“Aha, Moment, ich muss gerade den braunen Zement umrühren” Der Kaffee war wirklich stark
“Sind Sie jetzt endlich mit Rühren fertig? Verdammt, anscheinend stimmen die Erzählungen über Sie”
“Welche Erzählungen? Dass ich manchmal mit dem Auto rückwärts fahre nur weil ich aus der Ausfahrt raus will? Die Sachen stimmen.”
“Nein, dass sie die Unzuverlässigkeit in Person sind”
“Aha, und warum rufen sie mich an wo sie doch wissen dass ich nur vielleicht ich bin?” Eine leichte Wütigkeit kommt in mir mir auf, vielleicht ist mir aber auch nur schlecht.
“Wenn die Welt am abnippeln ist dann ist es auch egal, ob Sie mit drauf gehen. Ganz ehrlich, SIE sind mir vollkommen egal, aber irgendwie ist in Ihrem kranken Gehirn etwas, das ich gerne rausnehmen würde, aber das geht halt nicht. Deswegen muss ich auch Ihren kranken Körper mitnehmen. Und wenn Ihr kranker Körper aus einem Ohr besteht dann nehme ich das verdammte Ohr, ich rufe nicht umsonst an.”
Ich hasse ihn sofort. Ich habe kein krankes Ohr, nur ein gutes, und das Gehirn macht halt irgend was aus dem was mein Ohr hört, da kann ich ja nichts dafür. Es ist mein Hirn das Sachen macht, nicht mein Ohr. Mein Ohr ist nur ein Schalltrichter. Irgend wo schallt es und mein Ohr nimmt das Geschalle auf und mein Hirn macht was, ich kann das nicht beeinflussen. Wenn eine Frau stöhnt dann sagt mein Ohr “Oh” und mein Hirn sagt “verdammt noch mal, da macht es einer ziemlich gut”.
Blödhirn
Das Gelabere geht weiter und ich bin mir nicht sicher ob er mich beschimpft oder nur will dass ich sterbe. Sofort. Ich habe ganz einfach nicht aufgepasst. Ich hasse ihn immer mehr aber irgendwie habe ich immer auf das “Sauhund, ekelhaft, minderwertig” gehört, weil ich das zwischen “hast Recht” und “beim Bier wäre das besser” einordnen konnte.
Ach ja, Zement wird in die eh schon überfüllte Küchenschüssel entsorgt
“He, Du Arschloch, wir haben Status Skowatsch! Werde endlich wach!”
Ich bin schlagartig wach.
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