Die Leiden des jungen Milham – Teil 02
Status Skowatsch also. Als wir uns damals beraten hatten wie weit wir unser Alarmsystem ausbauen sollten gab es langen Streit, ob wir so weit gehen mussten und der Beschluss kam eigentlich nur zu Stande, weil nach dem eigentlichen Ende der Beratungen in Windes Eile Getränke gereicht wurden und dann halt an der Bar das Thema noch ein Mal zur Sprache kam. Das Ergebnis ist bekannt, nur nicht den Menschen “da draußen”, ein Insiderwitz der Wirklichkeit wurde.
Jetzt also Status Skowatsch; wir hofften dass es nie dazu kommen würde.
Die Zeiten werden unsicher, ich auch.
Ich bin in Gedanken versunken auf dem Weg zum Kleiderschrank um mich ein wenig in Form zu bringen als Jedina anruft. Gut geladen und um Artikulation bemüht und sie brauchte gar nichts zu sagen weil ich ja wusste was in ihr gerade vorgeht. Besser gesagt nicht vorgeht.
“Nein nein nein, da musst heute schon selbst dafür sorgen dass Du weggebracht wirst, ich bin ziemlich in Eile. Und ja, das meine ich ernst."
Ich vermutete dass da was nach kommt aber anscheinend hat sie aufgelegt. Und zwar daneben, ein lieblicher Weißwein war das auf jeden Fall nicht.
Jetzt tut sie mir ein wenig Leid aber vor mir und wenigen Ausgewählten liegt eine wichtige Aufgabe:
Vielleicht kommen wir dahinter was Skowatsch ist, da müssen andere Sachen - auch vergnüglichere - zurück stehen.
So, meine Schuhe habe ich auch gefunden (was tun die neben dem Kühlschrank?) und ich bin ausgehfertig.
Merke: ohne Schuhe kein Ausgehen, man tritt sich leicht was ein.
Also raus aus meiner Bude, ich fühle mich da sowieso nicht wohl und bin froh über jeden Außendiensteinsatz. Aber erst muss ich meinem Chef gegenübertreten, wegen Anruf und so und ich bin mir sicher, dass er schon gewartet hat bevor er mich anrief. Soll er halt. Noch ein wenig länger und er muss gar nicht mehr warten, der alte Sack. Ein bisschen über die Zeit und die Welt ist ein klein wenig mehr Skowatsch.
“Was soll das jetzt?" überlege ich mir. “Ist so ein kleiner Status wirklich der Grund, mich aus dem Haus zu holen?”
Ja, das war es eigentlich, einen besseren Grund gibt es nicht außer die Bahre. Aber das wäre ja wieder ein Grund für IHN und das will ich nicht.
Ich beschließe, ihm gedanklich einen Schwinger zu versetzen und gehe weiter und lass mir gar nix anmerken, nicht mal von der Kleinen die meinte, sie könne mich von der Seite begrüßen.
Okay, sie war links von mir und da ist es halt ein wenig schwierig von wegen nicht von der Seite, aber ich war halt nicht gut gelaunt. Sorry Mädel, nächstes Mal komme ich von vorne und stehe aufrecht. Oder noch besser: knie hin und habe Spaß!
Ich denke mich immer mehr in das Problem rein weswegen ich gerufen wurde, ich bekomme es mit der Angst zu tun.
Warum Skowatsch?
Mein Onkel Hans hat mir immer Schauergeschichten erzählt (heute nennt man das “Horror”) als ich drei war, oder zwei oder noch nicht gezeugt, keine Ahnung. Ich bin auf jeden Fall aufgewachsen mit Gänsehaut. Manchmal war es kalt, manchmal habe ich mich geforchten aber es war immer Gänsehaut.
Am Bett erzählte er mir (wenn er zu Besuch war) immer Schauergeschichten bis ich einschlief, was sehr schnell ging. Ich verkroch mich unter die Decke, er erzählte und das Zuhören war schwierig wegen der Decke. Also schlief ich ein.
Dann fuhren wir ein mal zu einem verfallenen Haus mitten in der Prärie (er kannte alle Häuser sogar solche die keinen Sinn mehr hatten) und es war unheimlich. Er nannte es “Das Haus von Rocky Docky” und ich kannte das Lied von Bruce Low, aber es sah anders aus als ich es mir vorgestellt hatte.
Im Lied klang es hell, aufgeräumt, ein Oma-Haus. Aber das hier war dunkler. Nur ein wenig, aber dunkler. Und links ein Schatten, aber nur wenn ich nicht hingeschaut habe. Rechts hell, links waberte etwas.
Er ging los, ich an seiner rechten Hand und ich konnte nur eines machen um meine Angst zu überwinden: ich habe ständig geredet. Nicht so wie heute dass praktisch alles Sinn und Verstand ausstrahlen würde - nein, ich habe Laute von mir gegeben um das Wabern zu vertreiben.
Er wurde ein wenig unruhig weil ich unruhig war und sagte leicht verärgert etwas, was mir erst heute klar ist.
Er sagte: “Jetzt quatsch doch nicht so viel" was sich in seinem urbayrischen Dialekt anhörte wie “Jetzt skowatsch doch nicht so viel”.
Damals war ich beruhigt. Jetzt nicht mehr.
Wir drangen ein in das Gebäude ...
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